Im Test: Der Freet Leap 2*, ein Sport-Barfußschuh der mit einer besonderen (und auf dem Barfußschuh-Markt bislang einmaligen) Konstruktion daherkommt: Der sogenannten 4+1 Technologie.
Gemeint ist damit, dass der große Zeh in eine eigene Box gesteckt wird (deshalb +1), während die vier anderen Zehen wie gewohnt in einer großen Zehenkammer nebeneinander liegen.
Der große Zeh soll sich durch dieses besondere Feature so frei wie möglich bewegen können, um seine Aufgabe als zentraler Ankerpunkt beim Gehen und Laufen optimal erfüllen zu können.
Ich habe den Freet Leap 2 über mehrere Wochen beim Sport und in der Freizeit getragen. In meinem Test erfahren Sie, wie zufrieden ich mit Tragekomfort, Barfußgefühl, Material und Verarbeitung bin. Darüber hinaus interessierte ich mich natürlich, ob die mit der 4+1 Konstruktion gewonnene Groß-Zehenfreiheit in der Praxis einen spürbaren Mehrwert mit sich bringt.
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Wie ist das Tragegefühl im Freet Leap?
Nach einigen Testwochen steht für mich fest: Der Freet Leap zählt in Sachen Tragegefühl für mich zu einem der besten Barfußschuhe, die ich bisher getragen habe.
Aus meiner Sicht ist es dem englischen Hersteller Freet sehr gut gelungen die Aspekte Fußfreiraum und Halt im Schuh optimal zu kombinieren.
Einerseits bietet der Schuh durch den fußförmigen Schnitt den Zehen den optimalen Raum, um sich natürlich zu bewegen. Vor allem der große Zeh profitiert durch die 4+1-Konstrukion (dazu später mehr).
Gleichzeitig sitzt der Schuh vor allem im Bereich der Ferse und des Fußballens eng am Fuß, sodass ich beim Tragen immer ein wohlwollendes Haltgefühl spürte. Trotzdessen drückte der Schuh an keiner Stelle unangenehm auf den Fuß oder die Zehen.
Darüber hinaus gefällt mir sehr gut, wie leicht sich der Freet Leap* anfühlt – was angesichts des geringen Gewichts auch nicht verwundert. Mit 210 Gramm bringt er zwar ein paar Gramm mehr auf die Waage, als andere Sport- und Fitnessschuhe (z.B. der Merrell Vapor Glove ca. 180 Gramm). Gewichstmäßig liegt er damit bei den Sport-Barfußschuhen aber im Mittelfeld.
Wieviel „Barfuß“ steckt im Freet Leap?
Etwas Abstriche muss man beim Freet Leap* bei der Intensität des Barfußgefühls hinnehmen.
Das liegt vor allem an der Sohle, die insgesamt 6 Millimeter dick ist. Circa 2 bis 3 Millimeter der Sohlendicke entstehen allerdings durch das tiefere Sohlenprofil.
Der Grip ist aufgrund des tieferen Sohlenprofils mit dem Freet Leap wirklich top. Auch an steileren Anstiegen, die feucht und rutschig waren, hatte ich einen guten Griff mit dem Schuh und bin nicht weggerutscht.
Durch das Mehr an Profiltiefe ist der Bodenkontakt allerdings nicht ganz so intensiv als mit einem Barfußschuhe, der nur eine 3 bis 4 Millimeter dünne Sohle hat.
Trotzdem haben sich meine Fuß- und Beinmuskeln beim Testen ordentlich anstrengen müssen. Die etwas dickere Sohle fühlt sich auch nicht wie eine ausgeprägte Dämpfung an, sondern vielmehr wie ein zusätzliche Fettschicht, die als minimale Polsterung unterhalb der Ferse und des Fußballen minimal federt.
Für absolute Minimalisten, die auf hundertprozentiges Barfußgefühl im Schuh Wert legen, eignet sich der Freet Leap aber nur bedingt.
Für alle anderen, erfüllt der Schuh hinsichtlich Barfußgefühl meines Erachtens absolut seinen Zweck. Man spürt trotz der etwas dickeren Sohle Unterschiede in der Bodenbeschaffenheit deutlich und die Muskeln müssen aktiv arbeiten, um die Laufbewegung abzufedern und zu stabilisieren.
Gerade für Einsteiger ist es unseres Erachtens sowieso besser, wenn Sie nicht gleich die minimalistischsten Barfußschuhe fürs Training nutzen. Mehr Infos finden Sie hier: Laufen mit Barfußschuhen – Tipps für Einsteiger
Was bringt die 4+1-Kontruktion in der Praxis?
Die spannendste Frage während des Tests war für mich: Kann sich beim Freat Leap* der große Zeh in der Praxis durch die 4+1 Konstruktion spürbar freier bewegen? Und: wäre es nicht besser, ganz auf Zehenschuhe von Vibram zu setzen, bei denen jeder Zeh in eine eigene Kammer gesteckt wird? Oder reichen „normale“ Barfußschuhe mit ihrem breiten Schnitt im Zehenbereich nicht völlig aus?
Theoretischer Hintergrund der 4+1 Konstruktion
Zunächst zum theoretischen Hintergrund ein paar Worte: Hersteller wie Freet oder auch Vibram berücksichtigen bei der Schuhkonstruktion, dass die Zehen eine zentralen Stellenwert beim Gehen und Laufen einnehmen. Werde diese in ihrer Bewegungsfreiheit beschränkt und eingeengt (wie es bei herkömmlichen Schuhen meist der Fall ist), können sie ihrer natürlichen Aufgabe als Stabilisator und Lenker der Laufbewegung nur noch eingeschränkt nachkommen.
Vor allem der große Zeh nimmt bei dem komplexen Bewegungsablauf als eine Art Anker eine zentrale Rolle ein. Mehr Infos hierzu finden Sie hier: Warum Zehenfreiheit in Schuhen so wichtig ist
Während Vibram auf sogenannten 5-Zehenschuhe setzt (also jeder Zeh hat eine eigene Box), scheint Freet der Ansicht zu sein, dass eine Box für den großen Zeh genügt.
4+1 in der Praxis
Meine Erfahrung: Zunächst fällt beim ersten Anziehen und Ausprobieren des Freet Leap* auf, dass sich der große Zeh tatsächlich freier bewegen kann. Das Material ist so flexibel, das sich der Zeh problemlos anheben und senken lässt. Widerstand ist kaum zu spüren. Das geht sogar leichter, als wenn ich nur Socken anhabe, weil die anderen Zehen durch das Material etwas fixiert werden.
Beim Gehen und Laufen über „normales“ Gelände zahlt sich die gewonnene Groß-Zehenfreiheit allerdings für mich nicht spürbar aus. Hier habe ich beim Test des Freet Leap keinen Unterschied zu meinen Alltags-Barfußschuhen und Barfußlaufschuhen feststellen können.
Einen spürbaren Unterschied habe ich erst bei intensiven Belastungen wahrgenommen. Zum Beispiel beim einem Fitnesskurs in meinem Fitnessstudio, bei dem schnelle Richtungswechsel, kurze Antritte, Springen und Hüpfen Teil des Trainings waren.
Hier hatte ich schon das Gefühl, den großen Zeh aktiver einsetzen zu können und mich etwas stabiler zu bewegen. Deshalb ist der Freet Leap für mich beim Training mit höheren Intensitäten derzeit der Schuh der Wahl.
Vergleich zu Vibram Five Fingers
Ob nun 4+1 oder 5-Zehenboxen: Für mich macht das ehrlich gesagt hinsichtlich des Tragegefühls keinen Unterschied. Die beiden Zehenschuh-Versionen unterscheiden sich für mich mehr in den Punkten Handhabung und Materialqualität-
Vorteil Freet Leap vs. Vibram: Die Freet Leap lassen sich wesentlich leichter an- und ausziehen. Das fängt schon bei den Socken an. Während man bei Vibram sich schon in die 5-Zehensocken reinquält (falls man Socken tragen möchte) reichen bei Freet sogenannte Tabi-Socken* mit Großzehen-Trennung.
Vorteil Vibram: Ich habe noch nicht so viele Vibram FiveFingers in der Hand gehabt und bislang nur das Modell KMD Sport getestet. Aber mein Eindruck ist, dass die Vibrams in Sachen Material & Verarbeitung im Vergleich zu den Freet Schuhen etwas die Nase vorn haben. Dazu mehr im folgenden Abschnitt Material & Verarbeitung.
Wie gut sind Material & Verarbeitung?
Auch wenn ich kein Experte beim Thema Schuhherstellung bin, macht das das Material auf mich insgesamt einen recht soliden Eindruck. Allerdings darf man beim Freet Leap* kein Hochglanz-Produkt mit exklusiven Materialien erwarten.
Das Obermaterial ist ein sehr atmungsaktives und elastisches Mesh-Gewebe, das sich gut an den Fuß anschmiegt. Auch die Gummisohle wirkt robust und macht nicht den Eindruck, als ob sie nach einem Jahr durchgelaufen sein könnte.
Was mir gut gefällt: Um die Ferse und Knöchel herum sind die Schuhe etwas gepolstert, wodurch die Schuhe sich hier sehr bequem um den hinteren Fußteil wickeln.
Das Innenfutter ist meiner Einschätzung nach auch ein synthetisches Material, das sich weich und sanft anfühlt. Auch ohne Socken fühlte ich mich im Freet Leap wohl.
Knackpunkt Verarbeitung
Nicht so gut wirkt dafür auf mich die Verarbeitung. Die Schuhe sind Made in China und machen den Eindruck, als ob bei der Verarbeitung etwas gespart wurde.
So sieht man zum Beispiel an einigen Stellen, an denen das Obermaterial mit der Sohle verklebt ist, deutliche Klebereste. Vor allem im Zehenbereich fällt dies auf.
Außerdem ist das Obermaterial lediglich einfach vernäht. Andere Hersteller wie zum Beispiel Joe Nimble setzen hier auf Doppelnähte. Dafür sind sie auch teurer. Trotzdem finde ich, dass man bei einem Preis von knapp 90 Euro in puncto Verarbeitung etwas mehr Genauigkeit erwarten könnte.
Relativierend muss man aber auch sagen, dass die Schuhe trotz allem insgesamt robust und solide wirken. Ich habe also nicht das Gefühl, dass sie mir in den nächsten zwei Jahren auseinanderfallen werden.
Design & Optik: Ist der Freet Leap ein „Hingucker“?
Als ich das erste Mal mit dem Freet Leap* außer Haus unterwegs war, rechnete ich aufgrund des 4+1-Designs damit, den ein oder anderen verwunderten Blick von meinen Mitmenschen auf mich zu ziehen.
Doch die meiste Zeit konnte ich mehr oder weniger unbemerkt mit dem Leap umhergehen. Nur wenige Male bemerkte ich ein paar verstohlene Blicke. Das wars.
Wer sich für den Freet Leap entscheidet, sollte insgesamt optisch nicht zu viel erwarten. Der Light-Zehenschuh ist auch in puncto Schönheit kein „Hingucker“. Er lebt meiner Ansicht nach mehr von seinem Tragekomfort als von seinem Design.
Bei mir wirkt der Schuh zum Beispiel ziemlich breit, wenn man direkt von oben darauf schaut (siehe Bild). Das dezente Schwarz kaschiert Breiten-Effekt zwar etwas, wirklich schön sieht das aber nicht aus. Allerdings habe ich auch eher schmale und flache Füße. Bei breiteren Füßen mit einem höher gebogenen Fußballen wirkt der Schuh bestimmt etwas schicker als bei mir.
Für welche Aktivitäten eignet sich der Freet Leap?
Zusammenfassend gesagt, ist der Freet Leap* meines Erachtens ein Allrounder, wobei der Schwerpunkt sicherlich auf dem Bereich Sport liegt. Hier meine Testerfahrungen mit dem Freet Leap im Überblick:
Die richtige Größe & Passform
Christian von GoFreeConsepts.de* (dort habe ich mir den Freet Leap gekauft) gab mir den Tipp, die Schuhe eine Nummer größer zu nehmen als normal. Das hieß bei mir Größe 45 statt 44.
Und mit diesem Tipp lag er genau richtig. Die Schuhe passen wunderbar.
Wer wegen der Größe nicht sicher ist: Bei GoFreeConsepts.de gibt es auf der Produktseite des Freet Leap eine Größentabelle (Reiter „Größe finden“), mit der man anhand der eigenen Fußlänge nach der passenden Größe suchen kann.
Wo kann man den Freet Leap am besten kaufen?
Im Moment kenne ich drei Möglichkeiten, um innerhalb von Deutschland den Freet Leap zu kaufen:
Mein Testfazit
Der Freet Leap* zählt hinsichtlich des Tragkomforts zu meinen Lieblingsbarfußschuhen. Der Schuh liegt einfach sehr gut am Fuß und trägt sich angenehm leicht.
Die Zehen haben sehr viel Bewegungsspielraum. Vor allem der große Zeh, der als eine Art Anker eine zentrale Funktion beim Gehen und Laufen einnimmt, kann sich aufgrund der 4+1-Konstruktion noch freier bewegen, als in „normalen“ Barfußschuhen ohne Zehentrennung.
In Praxis-Test machte sich der „Großzehen-Vorteil“ für mich aber nur bei intensiven Trainingseinheiten mit schnellen Antritten und Richtungswechseln spürbar bemerkbar.
Das Barfußgefühl ist intensiv. Die flexible Sohle lässt einen guten Bodenkontakt zu. Wer aber ein absolut pure Barfußgefühl in Schuhen sucht, für den könnte die Sohle mit insgesamt 6 Millimetern nicht dünn genug sein.
Das Material des Freet Leap zählt sicherlich nicht zu den hochwertigsten, wirkt trotzdem insgesamt solide und robust.
Die Verarbeitung lässt dafür leider etwas zu wünschen übrig. Sichtbare Klebestellen und fehlende Doppelnähte schmälern für mich den insgesamt sehr positiven Testeindruck etwas.
Am besten eignet sich der Freet Leap als Sport-Barfußschuh fürs Lauf- und Fitnesstraining. Als Freizeitschuh gefällt er mir persönlich nicht so gut.
Mein Gesamtfazit: Von mir gibt es vor allem wegen des tollen Tragegefühls eine klare Kaufempfehlung für den Freet Leap*. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist gut (Preis im Mai 2019 knapp 90 Euro). Sehr gut wäre es für mich, wenn der Schuh 10 bis 15 % weniger Kosten würde.
Tipp: Falls Sie den Freet Leap kaufen möchten, brauchen Sie sogenannte Tabi-Socken, bei denen der Großzeh getrennt ist. Ich habe mir die Knitido Tabi Socken* besorgt und bin damit sehr zufrieden.